An diesem Tag ist es neblig bewölkt in Accra, der gähnende Morgen wirbelt roten Staub auf, die Luft riecht nach gestrecktem Benzin und anderen Qualmilitäten im Berufsverkehr. ich drücke den Fenster- Schließen- Knopf, schalte die Klimaanlage ein und versuche länger aus-als einzuatmen. Ich bin auf dem Weg von Accra nach Tema zu Ama Ata Aidoo, einer meiner liebsten Autorinnen! Seit Kindheitstagen bereichern ihre Bücher mein kleines rotes Regal. Weltautorin, Politikerin, Autorinnen-Netzwerkgründerin, lebende Legende, Powerfrau! Sie hat mich eingeladen zusammen einen kleinen Roadtrip zu machen!
Nun heißt es „On the Road with Ama Ata Aidoo“, auf zum Volta Lake! Es folgt eine Welle von inspirierenden Gesprächen. Balsam für die Seele, mit einer Frau zu sprechen, die zu Fragen, die ich mir stelle, allen Antworten schon persönlich begegnet ist und Kämpfe gegen Windmühlen wie ihre Westentasche kennt. Ich schaue lächelnd aus dem Fenster und lasse mir grad‘ gerne vom Fahrtwind die Frisur ruinieren. Wir fahren geradeaus, immer geradeaus, parallel zum Atlantik, diese Straße würde uns bis nach Lagos tragen, wenn wir wollten. Der Tank ist noch voll, ausdauernd steuern wir dem Zielort entgegen, der am Horizont noch lange nicht sichtbar ist. Flache Ebene- Büsche, Bäume, jeder Ort trägt einen Pflanzennamen, Baum an Baum- irgendwie monoton, bei gleicher Geschwindigkeit. Bis auf Chauffeur Kennedy schlafen abwechselnd alle einmal ein. Auf der Rückbank werden Kekse gegessen, Auntie Ama beginnt mit wohltuender Stimme Rätsel zu stellen, eines nach dem anderen. Es packt meinen Ehrgeiz, bis in die Nacht hinein werde ich noch darüber nachdenken was in aller Welt vier Flügel hat, mit denen es sich verteidigt, sich von seinem Punkt nicht wegbewegt und das, was ihm entgegenkommt ist meist unsichtbar. Wir kommen am Volta Lake an. Mit sich zu strecken wünschenden Gelenken steigen wir aus. Die Stille ist unüberhörbar, wenn einem plötzlich Accras Lautstärkepegel aus dem Ohr gestöpselt wird. Inspiration heißt Einatmen. Wir lauschen aufmerksam der Stille.
Zum Mittag fahren wir zu einem Restaurant in Ada, es gibt Banku. Wir essen mit den Händen. Etwas anderes wäre bei Banku auch absurd. Im Fernsehen im Nebenraum schlagen sich Superwrestlermänner mit Minipli Frisuren performativ die Köpfe ein. Kontrastprogramm zu unserem Frauengespräch. Wir müssen lachen. Als wir wieder in Accra ankommen ist es schon dunkel. Es ist einer dieser Tage an denen die Zeit im Zeitraffer vor den Augen abläuft und man gerne mal wieder mit allen Sinnen auf die Rückspultaste drückt, um sich an ihn zu erinnern…